10.02.2020 · Arbeitnehmer · smart steuern · Lesezeit: 2 min

Viel erben – wenig Steuern zahlen

Es sind immer nur Schätzungen, aber so um die 300 Milliarden Euro werden in Deutschland vererbt oder verschenkt. Pro Jahr, versteht sich. Und wie viel Steuern landen davon beim Fiskus? 2018 waren es knapp 7 Milliarden Euro. Klingt das schon ziemlich ungerecht, kommt es noch dicker: Laut Auswertungen des statistischen Bundesamtes zahlten Großerben mit mehr als 10 Millionen Euro 2018 im Schnitt darauf nur 5 Prozent an Steuern. Wie kann das sein – und was sollte da passieren? 

Reform des Gesetzes zur Erbschaftsteuer

Vor vier Jahren hatte es der Gesetzgeber geschafft – und das Gesetz reformiert. Das hatte er nicht freiwillig getan, das Bundesverfassungsgericht hatte festgestellt, dass Teile des Gesetzes nicht verfassungsgemäß waren. Wer aber nun denkt, seitdem hat sich viel geändert, liegt völlig falsch. Firmenerben bleiben weiterhin privilegiert, solange sie – kurz gesagt – Arbeitsplätze sichern. Ausführlicher können Sie darüber hier nachlesen.
Und gerade Großerben – sie haben ja das nötige Kleingeld – finden immer wieder Lösungen, um sehr wenig oder gar keine Steuern aufs Erbe zahlen zu müssen. 

Noch ein paar Zahlen – zum Ärgern

Unsere rund 600 Großerben in Deutschland, also die mit den mindestens 10 Millionen Euro an Erbe oder Schenkung, erhielten insgesamt 31 Milliarden Euro. Davon zahlten sie rund 1,5 Milliarden an Steuern. Oder anders: Von den durchschnittlich rund 50 Millionen Euro gerade mal 2,5 Millionen Euro.
Und: Die Steuer der Großerben ist nur halb so hoch wie bei den Erben, die „nur“ 1 bis 10 Millionen Euro bekommen.

Wie machen die das?

Klar, auch Firmenerben müssen Steuern zahlen. Nun ist es zwar so, dass Schenken dem Erben steuerlich sehr ähnlich ist. Und doch lässt sich mit dem Schenken und dem Aufbau einer Stiftung richtig Geld rausholen.

Das belegen die nächsten Zahlen: 2018 gab es rund 30 Personen, die mindestens 100 Millionen geschenkt bekamen. Was denken Sie, wie viel Steuern haben die gezahlt? 5 Prozent vielleicht? Weit gefehlt: von den 30 Beschenkten zahlten nur 5 überhaupt Steuern, insgesamt war der Steuersatz bei den finanziell Glücklichen gerade mal 0,2 Prozent. Unfassbar eigentlich.

Überhaupt scheint bei den Superreichen Schenken der Hit zu sein. Denn betrachtet man, wie viele Bürger mindestens 100 Millionen Euro geschenkt oder geerbt haben, kommt man auch nur auf knapp 40, also gerade mal so um die 10 mehr als bei reinen Schenkungen. Und von den gut 40 haben wiederum zwei Drittel keinen Cent an Erbschaftsteuer gezahlt.

Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linken im Bundestag (die all diese Zahlen mit einer kleinen Anfrage überhaupt ans Tageslicht geholt hatte) fasst das alles kurz zusammen:

„Für Superreiche gelten in Deutschland offenkundig Apple-Steuersätze.“ 

Unsere Meinung: Ganz klar, wer eine Firmen erbt, sollte die nicht an die Wand fahren müssen, nur weil eine exorbitante Erbschaftsteuer fällig wird. Aber das aktuelle Gesetz bietet gerade Supererben alle Möglichkeiten, Steuern zu vermeiden. Wir schließen uns da dem DIW-Steuerexperten Stefan Bach an. Der forderte in der Süddeutschen Zeitung eine Mindeststeuer von 10 bis 15 Prozent für große Firmenerben. Damit würden sich die bisherigen 7 Milliarden Euro an Erbschaftsteuer im Jahr glatt verdoppeln. Und wie wir an den Rechnungen oben gesehen haben: Die falschen würde es nicht treffen…

Stefan Heine
Verfasst von:
Stefan versteht als Fachanwalt für Steuerrecht selbst die Gesetze, die ihre eigenen Autoren verzweifeln lassen. Dabei widerlegt er das Gerücht, Juristen könnten nicht rechnen – zur Freude unserer Kunden und zum Ärger des Finanzamtes. Als Geschäftsführer von smartsteuer hält Stefan das Team mit seiner harmonischen Art zusammen und fokussiert es auf das gemeinsame Ziel: Die einfachste Steuererklärung. Stefan wird regelmäßig als Steuer-Experte von Handelsblatt, WiWo, bild.de oder diversen Regionalmedien herangezogen

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