09.07.2021 · Arbeitnehmer · smart steuern · Lesezeit: 3 min

Deutschland bleibt Spitze – bei Steuern und Abgaben

Jedes Jahr bringt die OECD die Studie „Taxing Wages“ über die Steuer- und Abgabenlast in ihren 37 Mitgliedsstaaten heraus. Und die zeigt: Deutschland belegt dabei wieder den zweiten Platz. Das passt doch ganz gut in diese Woche. Denn in diesen Tagen „begehen“ wir Deutschen auch wieder den Steuerzahlergedenktag. Wir schauen uns das alles mal genauer an und zeigen, welche Gruppe in der Studie sogar auf Platz 1 steht. Zum Abschluss gibt es aber auch Kritik an der Studie und dem Steuerzahlergedenktag.

Was wird in der OECD-Studie ermittelt? 

Um es gleich zu sagen: Die Wissenschaftler berechnen nicht, wie hoch der prozentuale Anteil des Nettoeinkommens am Bruttoeinkommen ist. Also nicht so wie in diesem Beispiel: 3.000 € brutto, 2.000 € netto – wären 33,3 % Steuern und Sozialabgaben.
In der Studie werden zum Bruttoeinkommen noch die Sozialabgaben oben draufgeschlagen, die der Arbeitgeber zahlt – das zusammen sind die sogenannten Arbeitskosten. Grob gesagt teilen sich (in Deutschland) Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Ausgaben für Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Das würde im Beispiel bedeuten: Die Arbeitskosten liegen bei 3.300 € – das Netto bleibt bei 2.000 €. Und schon beträgt die Quote von Steuern und Sozialabgaben 39,4 %, also rund 6 Prozentpunkte mehr als ohne die Kosten des Arbeitgebers.

Die Ergebnisse der Studie

In der Gesamtwertung führt wie auch zuletzt Belgien mit einer Abgabenquote von 51,5 % – also die eben erklärte Quote. Deutschland folgt auf Platz 2 mit 49 %, Dritter ist Österreich mit 47,3 %. Nur zum Vergleich: die Schweiz hat gerade mal 22,1 %.

Noch schlimmer sieht es bei kinderlosen Singles aus: Hier führt Deutschland mit 38,9 % vor Belgien (38,4 %) und Litauen (35,8 %).

An zweiter Stelle landen deutsche Doppelverdiener-Familien mit zwei Kindern. Hier führt Dänemark mit 30,5 %, Deutschland folgt mit 29,9 %, Belgien diesmal Dritter mit 28,5 %. 

Deutlich besser sieht es hingegen bei deutschen Familien (zwei Kinder) mit Alleinverdiener:in aus. Deutschland landet auf Platz 9 mit 32,9 %. Die Spitzenplätze halten die Türkei (38,2 %), Frankreich (37,9 %) und Schweden (37,5 %). Nun, diese fast schon gemäßigte Platzierung dürfte dem Ehegattensplitting zu verdanken sein, dass sich ja am besten bemerkbar macht, wenn nur eine Person Geld verdient.

Wo liegen die Kritikpunkte an der Studie?

Es ist wohl unstrittig, dass die Abgabenlast in Deutschland traditionell sehr hoch ist. Es gibt aber durchaus Gründe, warum die Spitzenplatzierungen vielleicht nicht immer der Realität entsprechen:

  • zum Teil fehlende Vergleichbarkeit: Nicht in allen Ländern läuft es mit Steuern und Abgaben wie in Deutschland. Es gibt zum Beispiel auch Länder, in denen Sozialbeiträge als Steuern zählen, in anderen nicht. 
  • Was in den Berechnungen fast völlig fehlt: In Deutschland lässt sich über die Steuererklärung einiges an Steuern zurückholen – was in der Studie nicht berücksichtigt wird. Mit unserer Online-Lösung smartsteuer sind es beispielsweise im Schnitt 1.069 €. 
  • Setzt man die Zahlen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, also der Wirtschaftsleistung, rutscht Deutschland laut Business Insider auf Platz 11 zurück, mit 38,8 %. Dänemark würde dann mit 46,3 % vor Frankreich mit 45,4 % führen. 

Und was ist nun mit dem Steuerzahlergedenktag?

Nun, das ist ein symbolischer Tag, den der Bund der Steuerzahler (BdSt) ins Leben gerufen hat. Erst ab diesem Tag würden durchschnittliche deutsche Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in die eigene Tasche arbeiten. Bis dahin wäre alles an den Staat gegangen. Das ist also ein plakatives Datum, um auf die hohe Abgabenquote in Deutschland aufmerksam zu machen.
Aber auch daran gibt es einiges an Kritik. So geht es eben nicht nur um Steuern, sondern auch um Sozialabgaben und weitere Abgaben. Zudem, so die Kritiker, berechnet der BdSt das Datum anhand des sogenannten Volkseinkommens und nicht am höher liegenden Bruttoinlandsprodukt. Das Datum läge demnach schon deutlich früher. Und schließlich wird auch vergessen, dass es für die Sozialabgaben eine Gegenleistung gibt, etwa Kranken- und Rentenversicherung. Mehr zum Thema finden Sie in diesem Blogartikel.

Aber, wir wollen auch nicht zu kritisch sein. Wie die in Berlin laufende Schuldenuhr ist auch der Steuerzahlergedenktag ein gutes Mittel für Aufmerksamkeit. Und das gilt letztlich auch für die OECD-Studie.

Mandy Pank
Verfasst von:
Mandy ist im Marketing tätig und immer darauf bedacht steuerliche Themen so einfach wie möglich aufzubereiten. Dabei hilft ihr natürlich auch ihr Hintergrund als Steuerfachangestellte. Sie versetzt sich gerne in die Lage der Kunden, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Doch auch für ihre Kollegen hat sie immer ein offenes Ohr und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

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