Wenn der Urlaubsort zur Heimat wird: Steuern beim Auswandern
Endlich ist er da, der Sommerurlaub. Und wahrscheinlich hat jeder schon einmal gedacht: „Ich bleibe einfach hier!“ Was bei manchen vermutlich nur der sonnigen Entspannung entspringt, ist für andere gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt. Denn immer mehr Deutsche suchen ihr Glück im Ausland. Doch Achtung: Was zuerst nach Abenteuer pur klingt, ist eventuell komplizierter als gedacht. Denn der Umzug ins Ausland bringt auch Kosten in Deutschland mit sich – und das manchmal noch über Jahre hinweg! Wenn Sie davon noch nie gehört haben, dann sollten Sie den Traum vom Altwerden am Strand vielleicht noch ein bisschen aufschieben – zumindest bis Sie diesen Artikel gelesen haben und Bescheid wissen.
Steuern sparen durchs Auswandern? Fehlanzeige!
Tja, dass die Steuern in Deutschland relativ betrachtet hoch sind, dürfte wohlbekannt sein. Und auch die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zu anderen Ländern nicht gerade gering. Da dürfte manchen wohl schon öfter der Gedanke gekommen sein, einfach auszuwandern. Doch lässt sich damit wirklich Geld sparen? Die schnelle Antwort: In den wenigsten Fällen! Tatsächlich handelt es sich aber um verschiedene Bereiche des Steuergesetzes, das je nach individueller Situation zum Einsatz kommt.
Wegzugsbesteuerung
Stellen Sie sich einmal folgendes Szenario vor: Sie halten aktuell Anteile an einer Kapitalgesellschaft in Form von Aktien, als Sie sich entscheiden, in die Schweiz umzuziehen. Erst dort möchten Sie die Anteile steuerfrei verkaufen und so Geld sparen. Der Fiskus müsste also komplett auf die in Deutschland beim Verkauf entstehenden Steuern verzichten. Genau durch so eine Situation kam es zur Erfindung der Wegzugsteuer. In den 60-er Jahren hatte das Kaufhausunternehmen „Lex Horten“ nämlich auf diese Weise massiv Steuern gespart. Doch dieses steuerliche Schlupfloch stopft die Wegzugsbesteuerung jetzt. Sie besagt, dass jeder, der innerhalb der letzten 5 Jahre mehr als 1 % Anteile an einer Kapitalgesellschaft hielt oder hält, beim unbefristeten Auswandern aus der Bundesrepublik die Steuern auf Basis einer fiktiven Wertsteigerung dieser Anteile zahlen muss. Und das ist oft gar nicht so wenig.
Wenn Sie selbst in solch einer Situation sind, sollten Sie sich von Steuerfachleuten beraten lassen. Denn manchmal ist ein Verkauf oder das Verschenken der Anteile günstiger, als sie zu behalten. Nur wer dem Finanzamt glaubhaft darlegen kann, dass in den folgenden Jahren eine Rückkehr nach Deutschland geplant ist, kommt eventuell um diese Steuer herum.
Entstrickungssteuer
Diese „Exit Tax“ (engl. für „Ausgangs-Steuer“) wird tatsächlich oft mit der Wegzugsbesteuerung verwechselt. Im Gegensatz zu ersteren betrifft die Entstrickungssteuer aber nicht nur alle mit Anteilen an Kapitalgesellschaften, sondern auch Selbstständige, Menschen in „Freien Berufen“ oder Einzelunternehmen. Denn es geht um die Verlagerung von sogenannten Wirtschaftsgütern ins Ausland. Wer also beispielsweise vorhat, den eigenen Beruf in Zukunft komplett digital von einer Hütte in Bali aus zu erledigen – und dafür die angeschaffte Technik im Wert von mehreren tausend Euro mitzunehmen – muss eventuell mit einer Steuerforderung durchs Finanzamt rechnen. Zu Wirtschaftsgütern zählen auch Patente, Software, Verträge oder z.B. ein Firmenwagen. Auch bei dieser Steuer geht es dem Fiskus darum, „stille Reserven“ in den Finanzen aufzudecken.
Einen umfangreichen Überblick zu Wirtschaftsgütern finden Sie auch in unserem smartsteuer Lexikon unter: „Bewertung von Wirtschaftsgütern“
Was bedeutet das konkret für mich?
Einige Selbstständige können ja theoretisch von überall arbeiten. Aber auch das Home-Office und Remote Work machen das Arbeiten dort, wo andere Urlaub machen, verlockend. Egal, ob Sie einfach nur das Bedürfnis nach einem anderen Klima oder tatsächlich wirtschaftliche Gründe für den Umzug ins Ausland haben: Um Frust beim Abenteuer Auswandern zu vermeiden, sollten Sie sich gut vorbereiten. Deshalb lohnt sich eine frühzeitige Planung, die nicht nur persönliche Punkte abdeckt, sondern auch die eigene finanzielle Situation nochmal genau unter die Lupe nimmt – am besten auch mit fachspezifischer Unterstützung.
In unserem Artikel „Arbeiten im Ausland: Wo zahlen Digital Nomads Steuern?“ finden Sie auch weitere Infos zu den Steuern in den beliebtesten Zielländern.
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